Wohnen darf keine Ware sein

Wohnen darf keine Ware sein !

Am 10. September zeigten wir im BALI-Kino am S-Bahnhof Zehlendorf  den Film „PUSH – für das Grundrecht auf  Wohnen; dieser Film begleitet die Aktivitäten der UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen   LEILANI FARHA   und stößt auf BlackRock und andere Spekulanten sowie den spekulativen Leerstand in den Zentren. Berlin ist eine nachholende Hauptstadt, d. h. es ist möglich, noch einiges an Fehlentwicklungen zu verhindern und z.B. Instrumente gegen Wohnungsleerstand zu schärfen.Der spekulative Leerstand in der City of London  und anderen Großstätten war uns nicht sopräsent. Auch der Brand im Grenfell-Hochhaus in London (North-Kensington) war bereits wieder fast vergessen. Bei der Konferenz der Bürgermeister*innen für angemessenes Wohnen The Shiftwar dann auch Michael Müller im Film zu sehen, wie er von Berliner Maßnahmen von Deckeln, Bauen, kaufen berichtet. Dieses Treffen war zustande gekommen auf Initiative der Oberbürgermeisterin von Barcelona Anna Colau, die unmittelbar als Aktivistin der Mieterbewegung gewählt worden ist, Zu klären ist u.a. die Rolle von Pensionsfonds, wie demsüdkoreanischen oder dem norwegischen , die über Spekulanten wie BlackRock ihre Pensionszahlungen absichern. Unvorstellbar: südkoreanische oder norwegische Rentenfonds sichern die Renten ihrer Pensionäre durch Spekulation via Fonds a la BlackRock, also zulasten  anderer Rentner,

 

Um der globalen Dimension der Prozesse eine Form zu geben, hat der schwedische Journalist und Dokumentarfilmer Fredrik Gertten weitere Auskunftgeber im Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz, dem Mafia-Kritiker Roberto Saviano und der Soziologin Saskia Sassengefunden: Übereinstimmend stellen sie dar, dass die Prozesse der Gentrifikation nur die Spitze eines Eisbergs sind und das eigentliche »Monster« (so Sassen) die auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten um den Erdball ziehenden Ströme des deregulierten Finanzkapitals. Merke: Mafia-Gelder spekulieren gewaschen im Wohnungsmarkt mit.

 

Seit Spekulanten das Thema Wohnen für sich entdeckt haben, ist die Wertabschöpfung auf dem Immobilienmarkt mit 136 Milliarden Dollar etwa doppelt so groß wie das ­globale BIP. Die Finanzkrise 2008 hat diese Geschäfte noch gepusht, wie es im Film John Gray vor Geschäftspartnern berichtet. Er ist Immobilienchef der Investmentgesellschaft Blackstone, die weltweit im Geschäft ist. In New York kauft sie ganze Stadtviertel. Und in Schweden ist eine Tochter von Blackstone in nur vier Jahren zum größten Vermieter von Sozialwohnungen geworden.

 

Sassen prognostiziert eine globale Krise um das Wohnen, die viele Obdachlose und entleerte Innenstädte hinterlässt. In den ausgelösten Veränderungen sieht sie einen gewichtigen Grund für den wachsenden Unmut vieler Menschen: Diese könnten zwar spüren, dass sich Gewichte verschieben, hätten aber nicht genug Wissen, die Hintergründe zu verstehen.

Gerttens Film vom Juni 2019 versucht, hier aufzuklären. Am Ende gibt es nach vielen desaströsen Nachrichten den tröstlichen Versuch eines positiven Ausblicks in Gestalt des Bürgermeister-Treffen.

Die Politik hat den Wandel der Wohnung vom Menschenrecht zur Ware nach der Krise 2008massiv mitverursacht, indem sie den Investmentfirmen bei ihrer weltweiten Einkaufstourenorme Vergünstigungen einräumte und quasi goldene Gesetzesbrücken mitten in die Immobilienwirtschaft baute. Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, die als Aktivistin gegen Brutalentmietungen anfing, hat etwa den Kampf gegen Airbnb aufgenommen: Unter Androhung drakonischer Bußgelder brachte sie die kalifornische Vermietungsplattform, deren Unternehmenswert auf 30 Milliarden Dollar geschätzt wird, dazu, dass alle Zimmerangebote bei der Stadtverwaltung von Barceloma registriert werden, wodurch die Stadt Zugang zu den Daten der Vermieter bekommt und sehen will, wer seine Immobilie als reine Gewinnmaximierungsmaschine missbraucht. Kommt uns in Berlin recht bekannt vor.

Die Gefahr des Films besteht darin, dass PUSH Ohnmacht verstärken kann.

Also unbedingt ansehen , aber aktiv werden/sein.

Und das wiederum ist die Stärke der Filme Mietrebellen und das Gegenteil von grau von Matthias Coers, die genau dieses Widerstandspotential aufzeigen. Ebenso wie die schönen großen bunten Mieterdemonstrationen, die wir in Berlin hatten und im Oktober wieder haben werden.

 

Burkhard Zimmermann

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