Seit drei Jahren führt die Dahlemer SPD eine bemerkenswerte Reihe zum Berliner Siedlungswesen durch, zu Max und Bruno Taut, Martin Wagner und anderen. Seitdem haben wir auf drei Touren zu Taut Berlin per Reise-Bus kennengelernt. Die Resonanz auf unser Angebot war so gigantisch – und nie erwartet. Taut I (Grünau, Oberschöneweide, Hufeisensiedlung, Lindenhof und Onkel-Tom-Siedlung) haben wir jetzt zum dritten Male durchgeführt – mit insgesamt weit über einhundert Teilnehmern. Taut II (Eichkamp. Hakenfelde, Weisse Stadt,Schillerpark etc) und Taut III (Eichwalde, Weissense, Carl-Legien-Siedlung) fanden auch jeweils zweimal mit 90 Teilnehmern statt. Hierfür einen besonderen Dank an den uns jeweils begleitenden Historiker Jacques Schwarz – für seine jeweiligen Materialien („hand out“ neumodisch) und fachkundig Richard Röhrbein.

Zwei Stadtrundgänge zum Berliner Siedlungswesen haben wir zu Fuss um den Breitenbachplatz durchgeführt und nach Neukölln, u.a. zur dortigen Karl-Marx-Schule.

Inzwischen haben wir den Radius dieser historischen Fahrten erweitert mit spannenden Tagesausflügen nach Eberswalde u.a. Zur Kupferfabrik, ins rote Luckenwalde, zu Mendelsohns Hutfabrik und Trebbin, nach Dresden-Hellerau und zur Gartenstadt Marga.

Jetzt wiederholen wir die superspannende Reise ins mittelschlesische Breslau/Wroclaw, einem alten Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung. Wir werden die Innenstadt besichtigen (Markthalle/Hala Targowa (Richard Plüddemann), ehem. Geschäftshaus Junkernstraße (Hans Poelzig), ehem. Kaufhaus Petersdorff/Kamaleon (Erich Mendelsohn), ehem. Kaufhaus Wertheim/Centrum (Hermann Dernburg), mittelalterliches Ghetto u.a.) sowie das Gelände Geländes der Jahrhundertausstellung 1913 (Gesamtplanung: Hans Poelzig) mit der Jahrhunderthalle (Max Berg), der Werkbundausstellung WUWA (Wohnung und Werkraum) 1929 mit Bauten von Paul Häusler, Adolf Rading, Hans Scharoun u.a. und nach Zimpel, einer Siedlung aus den zwanziger Jahren. Logisch gehört ein Besuch am Grab Ferdinand Lassalles (1825-1864) zu unserem Programm. Dies Fahrt müssen wir jetzt wiederholen. Neu folgt die Fahrt nach„Magdeburg“ am 3. Oktober . Magdeburg war einst „die rote Stadt im roten Land“, hieß aber auch „das bunte Magdeburg“, Bruno Taut war von 1921 bis 1923 dort Stadtbaurat; wir besichtigen die Gartenstadt-Kolonie Reform (u.a. Bruno Taut) und verschiedener Siedlungen aus den zwanziger Jahren.

Warum machen wir diese Fahrten: diese Fahrten zeigen wichtige Elemente von Kommunalpolitik der zwanziger Jahre, sie zeigen reales Leben, welches ausbrach aus der Enge der Mietskasernen und Hinterhöfe hin zu hellen, lebensfrohen Wohnformen, die damals revolutionär waren. Interessant sind oft die Anknüpfungspunkte zur fortschrittlichen Bildungsreform der zwanziger Jahre. Alle Reformer hatten mit den politischen Gegner zu kämpfen , wurden immer wieder von der Reaktion und der Polizei bedroht. Und: viele der Mifahrenden sind in solchen Wohnformen aufgewachsen. Wir werden im Herbst diese Besuche einmal sorgfältig auswerten. Sie haben sich insgesamt sehr gelohnt. Man sieht Stadt jetzt mit anderen, mit politischeren Augen

 

Burkhard Zimmermann

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