Der Dahlemer Genosse und Unterstützer von Rosa Luxemburg: Julius Gerson
Julius Gerson1, geboren 28. Juli 1868, Dahlemer Sozialdemokrat, der im Dahlemer Im Dol 23 wohnte (das Haus gehört heute einem Dahlemer Genossen) und Druckerei-Besitzer war. Seine ( und die seines Bruders Martin) Druckerei war die „Pittius“-Druckerei in der Köpenicker-Str. 110 (gegenüber des Heizkraftwerkes). Davon gibt es keine Spuren. An der Stelle ist nur dokumentiert die Lilienthalsche Fabrik. Die Pittius-Druckerei wird als Steindruckerei und Postkartendruckerei bezeichnet.
Gerson beschäftigten Leo Jogiches für Projekte, er und Fuchs übergaben regelmäßig Geld an Mathilde Jakob zur Finanzierung der Wohnung von Rosa Luxemburg; dieses Geld stammt großteils von der großen Schauspielerin Tilla Durieux, der Frau des Verlegers Eugen Cassirer. Gerson unterstützte auf Vermittlung von Luise Kautsky massiv Käthe und Herrmann Duncker und ihre Kinder. Familie Duncker verkehrte in Dahlem und die kleinen Söhne Wolfgang und Karl wohnten wohl auch in der Gersonschen Dahlemer Villa, als Käthe länger erkrankt war. Julius Gerson wahrte mindestens nach außen ein wenig Distanz:
er unterstützte, wo er nur konnte durch Geldspenden2 Beschäftigung und Hilfe, ein Druck von Spartakus-Briefen oder der Fürst Lichinowsky-Broschüre war ihm nicht nachzuweisen. Auch nicht als Julius Gerson Februar 1918 wenige Tage in Untersuchungshaft genommen wurde.
Andererseits war Julius Gerson persönlich sehr konsequent, seit 1898 war er Sozialdemokrat, ab 1917 USPD-Mitglied. Er pflegte regelmäßigen Kontakt mit Franz Mehring, mit Hugo Haase, mit Robert Dittmann sowie Klara Zetkin. Schon vor 1914 engagierte er sich in pazifistischen Kreisen des Bund Neues Vaterland um Hellmut Gerlach. Sein Haus war regelmäßiger Treffpunkt.
In den zwanziger Jahren engagierte sich Julius Gerson in der Liga für Menschenrechte; die benachbarten Häuser beider Gersons waren ein Treffpunkt des linksliberalen sozialistischen Berlins. Julius Gerson hatte zwei Kinder; seine Tochter Eva (1908 – 2004) heiratete den rumänischen Schriftsteller Valeriu Marcu, der u.a. eine Biographie Wilhelm Liebknechts geschrieben hat und Trauerreden für Paul Levi 1930 und in Paris für Willi Münzenberg 1938 hielt.
1933 musste Julius Gerson ins französische Nizza emigrieren, die Druckerei wurde arisiert. Gerson ist im KZ umgekommen, sein Fahrer soll ihn verraten haben. Sein Todesort ist nicht bekannt, sein Bruder starb in Theresienstadt.
Julius Gersons Enkelin (1934) lebt in New York
1Ottokar Luban, Aufsatz 12 : Julius Gerson und Eduard Fuchs, die Spendensammler für die Flugschriftenagitation der Spartakusgruppe – Verbindung zwischen Linkssozialisten und bürgerlichen Pazifisten in: s.o.1)
2Hedeler/Vatlin ermitteln von Gerson und Fuchs Spenden von über 15000 Reichsmark
3Quelle: Annette Gröschner mail
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